Lebensqualität auf 30 Quadratmetern – Shia Su zeigt, wie’s geht

Gerade mal ein Einmachglas an Rest- und Plastikmüll produziert Wasteland Rebel alias Shia Su zusammen mit ihrem Mann Hanno Su in einem Jahr. Die Zero Waste-Expertin lebt aber nicht nur in puncto Müll nachhaltig, sondern auch hinsichtlich des Wohnraums. Während wir Deutschen durchschnittlich auf 44,6 Quadratmeter pro Person leben, teilen sich Shia und ihr Mann 30 Quadratmeter. Shia zeigt, warum kleines Wohnen kein Verzicht, sondern mehr Lebensqualität bedeutet.

Unweit vom Kölner Hauptbahnhof wohnen Shia Su und ihr Mann Hanno in einem Mehrfamilienhaus. Auf 30 Quadratmeter. Ganz schön eng. Doch der erste Eindruck zeigt, die Wohnung ist sehr geräumig. „Die meisten sind positiv überrascht, wenn sie meine Wohnung das erste Mal sehen. Aber wenn man wenig Zeug ansammelt und auf funktionale Möbel setzt, kann man viel Platz sparen“, sagt die 35-Jährige und zeigt mit großer Begeisterung, wie praktisch ein Schrankbett und ausklappbare Tische sein können.

Dabei sind 30 Quadratmeter schon eine deutliche Vergrößerung zu ihrer Wohnung in Bochum: „Zu Studienzeiten bin ich in die 19,5 Quadratmeter große Wohnung von Hanno gezogen. Das hat super funktioniert, wir haben direkt an der Uni gewohnt.“ Freunde einladen geht dann schlecht, oder? „Klar, dafür hatten wir wenig Platz. Aber wir hatten viele Gemeinschaftsräume in der Nähe.“

Es geht noch kleiner: Leben auf 7,3 Quadratmetern

Shia und ihr Mann haben probeweise sechs Tage in einem Tiny House in Ludwigsburg gewohnt. Um Aufmerksamkeit zu erregen, hatte die Stadt das Tiny House auf einer Verkehrsinsel platziert. „Unter normalen Umständen wäre das Haus natürlich woanders aufgestellt. Allerdings hätte man das Haus besser konzipieren können. Das Bett aufzubauen hat beispielsweise zu viel Zeit gekostet, der Kühlschrank war eher eine Minibar und anstelle einer eingebauten Herdplatte ist eine mobile Kochplatte sinnvoller.“ Wer kleine Häuser gestaltet, sollte Erfahrung mitbringen, um den Wohnraum so sinnvoll wie möglich zu konzipieren.

Offensichtlich hat die Beziehung von Shia und Hanno den Härtetest bestanden. Ist es überhaupt möglich, auf engem Raum persönliche Rückzugsorte zu schaffen? „Klar braucht jeder mal Zeit für sich. Ich gehe dann meistens eine Runde spazieren oder lese ein Buch. Aber auf kleinem Raum zu wohnen bedeutet für uns auch, Konflikten nicht aus dem Weg zu gehen und miteinander zu reden. Ich denke, das würde jeder Beziehung guttun.“ Gegen einen Verzicht auf großen Wohnraum spricht also bis auf die „eigene Denke“ nichts.

„Was wir wirklich brauchen ist ein Umdenken“

Hinzu kommt, dass mit einem minimalistischen Konsumverhalten ein Gefühl der Befreiung einhergehe. Sich ganz von der „Konsumsucht“ zu befreien, fällt sicherlich nicht jedem leicht. Vor allem, weil es ironischerweise zahlreiche Anbieter gibt, die die aktuellen Top-Trends Nachhaltigkeit und Minimalismus etwa mit schicken To Go-Bechern, Jute-Beuteln oder „Göffeln“, einer hybriden Form des Bestecks, ausnutzen. „Das braucht man alles gar nicht. Das Meiste hat man bereits zu Hause. Wir nehmen zum Beispiel einfach gewöhnliches Besteck aus der Küchenschublade mit. Was wir wirklich brauchen ist ein Umdenken: Wir müssen nicht permanent etwas kaufen“, so Shia.

Es würde bereits helfen, Dinge, die wir haben, mehrmals zu verwenden – wie etwa Plastikflaschen, Tüten oder Kleidung. Und sich nicht entmutigen zu lassen. Denn bei all dem Input kommt schnell der Gedanke:

Was darf man eigentlich noch?

„Sicherlich kann das überfordernd sein, den Lebensstil umzustellen. Ich denke, man müsste die Frage anders stellen. Was muss gemacht werden, um eine Erderwärmung von mehr als 1,5 Grad zu verhindern? Wenn wir als Spezies überleben wollen,müssen wir so CO2-neutral wie möglich leben. So traurig und dramatisch das klingt, das ist leider ein Fakt“, sagt Shia. Heißt also: Möglichst auf Flüge verzichten, den Fleischkonsum reduzieren, so gut es geht, Second Hand einkaufen und: Kleiner wohnen – damit kann jeder Einzelne bereits viel zur Umwelt beitragen.

Roomtour bei Shia Su – So sieht nachhaltiges Leben auf 30 Quadratmetern aus:

Über Shia Su

Die Zero Waste-Expertin und Tiny House-Enthusiastin bloggt auf www.wastelandrebel.com über ihren Alltag und gibt Interessierten Tipps für ein müllfreies und nachhaltiges Leben. 2016 erschien ihr Buch „Zero Waste – Weniger Müll ist das neue Grün“.